Freitag, 11. Juni 2010

"The Runaways"

"The Runaways" gehört definitiv zu meinen am heißesten erwarteten Filmen in diesem Jahr. Seit Wochen höre ich in fleißiger Vorbereitung die Songs rauf und runter. Neidisch habe ich (wie immer) auf die Staaten geschielt, wo "The Runaways" bereits im April angelaufen ist, während es laut IMDb noch nicht mal einen Starttermin für Deutschland gibt... Aber glücklicher Umstände sei Dank konnte ich den Film inzwischen doch schon sehen und muss nicht bis zur DVD-Veröffentlichung am 20. Juli (USA) warten.



Cherie Currie schwärmt von Bowie und Joan Jett lernt E-Gitarre, als sie 1975 auf Musikmanager Kim Foley treffen. Der hat die Dollarzeichen schon in den Augen ("You bitches are gonna be bigger than the fucking Beatles!") und bastelt sie zu einer All-Girl Rock Band zusammen: "The Runaways". Auf den Durchbruch folgen Rock 'n' Rolls berühmt-berüchtigte Komplizen Sex, Drugs und bandinterne Differenzen...


Das Erstlingswerk von Regisseurin und Drehbuchautorin Floria Sigismondi, die bisher Musikvideos gedreht hat, basiert auf der Autobiografie "Neon Angels: The Cherie Currie Story" (welche natürlich auf meiner To-read-Liste steht). Und auf Cheries Geschichte liegt auch der Fokus des Films. Während wir ihre Lebensumstände und Familie in mehreren Szenen kennenlernen, bleibt Joans Vorgeschichte völlig im Dunkeln. Grund dafür mag sein, dass die echte Joan Jett als Produzentin involviert war und ihr Privatleben verschlossen hielt. Schade, denn so bleibt ihre Figur, so hinreißend cool Kristen Stewart sie auch spielt, recht blass. Joan Jett lebt für Rock 'n' Roll, mehr sollen müssen wir wohl nicht wissen.

Wie Kristen Stewart als Joan Jett geht auch Michael Shannon vollkommen in seiner Rolle als fieser Musikmanager Kim Foley auf. Dakota Fanning macht in Plateaustiefeln und knappen Outfits den gewünschten Sprung vom Kinderstar zur erwachsenen Schauspielerin. Doch huscht einem immer wieder der erschreckende Gedanke durch den Kopf, dass Dakota während der Dreharbeiten erst verflixte 15 Jahre alt war, ebenso wie die reale Cherrie bei der Gründung der Runaways.


Der Film versucht viele Aspekte unterzubringen, so dass am Ende einiges hinten runter fällt: Die Interaktionen zwischen den Bandmitgliedern, mit den Fans und den Medien sind auf das Knappste beschränkt. Auch Konzerte und der Prozess des Songschreibens werden gerafft erzählt. Was definitiv nicht zu kurz kommt, ist ein Feeling vom Los Angeles der 70er Jahre mit dem zu erwartenden rockenden Soundtrack. Und die bittere Mischung aus Girl Power auf der einen und Ausbeutung und Sexismus auf der anderen Seite, der die minderjährigen Mädchen immer wieder ausgesetzt sind. (Foley nach dem ersten Zusammentreffen mit Cherie: "Jail-fucking-bait! Jack-fucking-pot!")

Filmstart D: ???

Letzte Worte: "The Runaways" ist nicht so perfekt geworden, wie ich es mir gewünscht habe. Aber der Film versprüht dieses großartige Rock-Movie-Feeling à la "Almost Famous", bei dem man denkt, alles ist möglich und ab morgen lerne ich Singen/E-Gitarre/Schlagzeug spielen.
"Hello world, I'm your wild girl, I'm your ch ch ch ch ch cherry bomb!"

P.s. Habe gerade tumblr entdeckt. Bye bye real life!

Update vom 23.11.10: Irgendjemand hat offensichtlich entschieden, dass es sich nicht lohnt, "The Runaways" ins deutsche Kinos zu bringen. Es handelt sich ja auch nur um ein Biopic über eine der ersten Frauenrockbands der Welt, angeführt von Joan Jett und gespielt von zwei der bekanntesten Nachwuchsspielerinnen Hollywoods... whatever...
Die DVD ist seit dem 22. Oktober in Deutschland erhältlich und beinhaltet neben dem Film ein ganz nettes Making of ein überflüssiges Featurette und einen Audiokommentar von Kristen Stewart, Dakota, Fanning und Joan Jett, der recht unterhaltsam ist, besonders wenn Joan Jett kleine Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen in jener Zeit gibt.